5 Thesen zu deinem E-Commerce Erfolg
E-Commerce in der Transformation
E-Commerce ist tot. Zumindest könnte man das auf den ersten Blick denken. Der E-Commerce ist natürlich nicht wirklich tot, sondern vielmehr dabei, sich neu zu erfinden und neue Wege zu gehen.
Was wir derzeit erleben, ist weniger ein Ende, sondern vielmehr ein spannender Wandel. Ein bisschen so, wie eine Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt und die Welt aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachtet. E-Commerce befindet sich inmitten einer Transformation in eine neue Ära.
Wenn wir ehrlich sind, hat sich in den letzten Jahren gar nicht so viel verändert. Klar, es gab immer wieder kleine Trends, aber die wirklich grundlegenden Umbrüche haben gefehlt. Doch jetzt passiert mehr, und das ist auch gut so. Die Faszination des E-Commerce liegt doch darin, dass wir nie „fertig“ sind. Jedes Mal, wenn wir glauben, den Dreh rauszuhaben, kommt eine neue Technologie, ein neuer Trend oder eine Marktveränderung. Das ist es, was uns tagtäglich antreibt.
Die Welle des Wandels
Wir stehen gerade vor einer riesigen Welle des Wandels, die auf uns zurollt. Die Frage ist, ob wir diese Welle surfen oder uns von ihr überrollen lassen. Wir müssen nicht alles perfekt sehen und verstehen. Es reicht, uns darauf einzulassen, aufmerksam zu sein und die richtigen Partner an unserer Seite zu haben.
In Kompetenzfeldern differenzieren, ansonsten bewährte Wege gehen.
Ein besonders starker Trend, den wir aktuell beobachten können, sind die asiatischen Marktplätze, die weltweit an Bedeutung gewinnen. An sich nichts neues, so spielen asiatische Marktplätze, wie Pinduoduo und Taobao seit Jahren ganz vorne mit, neu ist ihr Drang nach Europa und das starke Wachstum. Während Amazon's Wachstum in den letzten Jahren eher stagnierte, konnte Pinduoduo (zu dem auch die Plattform Temu gehört) allein 2024 um 12,4 % zulegen. Das zeigt, wie sehr der Wettbewerb an Fahrt aufnimmt – gerade auch in Europa. Der Preiskampf wird härter, und wer sich nicht differenziert, wird ausgetauscht.
https://ecommercedb.com/insights/online-marketplaces-gmv-comparison-by-region/3063 & ECBD Schaubild
Was bedeutet das für europäische Händler? Austauschbarkeit und Mittelmaß werden durch den Preis ersetzt. Die Lösung? Differenzierung! Unternehmen müssen herausfinden, was sie besonders gut können, und dies klar kommunizieren. Warum sollte ein Kunde bei dir kaufen? Wer diese Frage nicht beantworten kann, sollte sich dringend Gedanken über seine „Key Proposition“ machen.
Ein gutes Beispiel ist Outfittery: Sie verkaufen Standardbekleidung vieler etablierter Marken, doch sie bieten eine personalisierte Modeberatung an – und differenzieren sich damit klar. Ihre Kompetenz im Bereich „maßgeschneiderte Beratung und kuratierter Service“ hebt sie von anderen ab.
Wer es schafft, Kunden dauerhaft zu fesseln, wird im Wettbewerb bestehen.
Wenn man nun weiß, was einen vom Wettbewerb differenziert, kann sich nun darum kümmern, Kunden zu halten. In einem hart umkämpften Markt gewinnen diejenigen, die nicht nur Kunden anziehen, sondern diese auch dauerhaft an sich binden. Der Schlüssel liegt darin, die Kunden immer und immer wieder zurückzuholen.
Moderne Plattformen wie Temu und Shein haben es verstanden, Kunden in eine Art „Shopping-Sucht“ zu versetzen. Ihre Apps sind so gestaltet, dass sie die Nutzer durch Gamification-Elemente, Personalisierung und Rabatte immer wieder zurückholen. Diese Strategie basiert auf Daten, die gezielt ausgewertet und eingesetzt werden.
Dies basiert auf einer alten, aber wahre Weisheit im Marketing: Bestandskunden bringen Geld, Neukunden kosten Geld. So ist es etwa fünfmal teurer, einen neuen Kunden zu gewinnen, als einen bestehenden zu halten, und das obwohl Bestandskunden bis zu 70% mehr ausgeben als Neukunden. Trotzdem tun sich viele Unternehmen schwer damit, ihre Kunden langfristig zu binden. Doch genau das ist der Schlüssel zum Erfolg im heutigen E-Commerce.
Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/982981/umfrage/kaeufer-und-umsatzanteile-von-stamm-und-neukunden-in-deutschland/, https://www.franchiseportal.at/definition/kundenbindung-a-4929 https://blog.hubspot.de/service/bestandskunden
Um solch eine Kundenbindung aufzubauen, gibt es zahlreiche Wege:
- Gamification: Temu, AboutYou
- Loyalitätsprogramme: Breuninger lädt seine treuesten Kunden jährlich zu exklusiven Events ein, die als echtes Erlebnis gestaltet werden.
- Drops: NaKd, Mady Morrison
- PreSale: Sephora, Pamela Reif
- Community Building: Miss Pompadour, ein Anbieter von Farben, hat eine starke Community aufgebaut, die sich gegenseitig unterstützt und inspiriert.
- Innovation: Apple
- Verknappung: Limitierte Drops, wie sie bei Supreme oder durch Influencer-Kooperationen gängig sind, schaffen eine besondere Dringlichkeit.
- Kreativität
Kunden wählen keine Produkte, sondern die Erlebnisse & Emotionen, die sie vermitteln.
Warum entscheiden sich Menschen immer wieder für Starbucks, obwohl der Kaffee anderswo günstiger ist? Warum zahlen Kunden Premiumpreise für Apple-Produkte, wenn es technisch vergleichbare Alternativen gibt? Kaufentscheidungen sind selten rein rational – sie sind in hohem Maße von Emotionen getrieben. Unser Gehirn ist darauf programmiert, auf emotionale Reize zu reagieren. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass emotionale Botschaften im limbischen System verarbeitet werden – dem Teil des Gehirns, der für Emotionen und unser Erinnerungsvermögen verantwortlich ist. Bedeutet: Produkte, die starke Emotionen hervorrufen, bleiben uns also länger im Gedächtnis und führen eher zu Kaufentscheidungen. Die meisten Käufe werden aus dem Bauch heraus getätigt, der „Bauch“ ist hier aber das Gehirn: Es zählt weniger der Gebrauchswert als vielmehr ein gefühlter Wert. Und das ist der Schlüssel: Kunden kaufen das Gefühl.
Um solch eine emotionale Bindung aufzubauen gibt es unterschiedliche Strategien:
- Brand Image/ Markenwahrnehmung:
- Starbucks: Schauen wir uns Starbucks an. Was kaufen die Menschen wirklich? Einen Kaffee? Nein, sie kaufen die Erfahrung, das Gefühl, sich in einer angenehmen, produktiven Umgebung eine Auszeit zu gönnen. Es geht um die emotionale Verbindung zur Marke – das Gefühl, sich selbst etwas Gutes zu tun oder Teil eines urbanen Lebensstils zu sein.
- Automarken
- Patagonia
- Nike - Community Building
- Pamela Reif: Auch Influencer wie Pamela Reif haben dies perfekt verstanden, und dafür haben sie nicht jahrelang viel Geld in teure Marketingkampagnen gesteckt. Hier steht nicht wie bei den Beispielen zuvor das fast jedem bekannte Brand Image im Fokus, sondern das CommunityBuilding. Was verkauft sie? Sportkleidung? Fitnesspläne? Sportnahrung? Kosmetikartikel? In gewisser Weise, ja – aber was sie wirklich verkauft, ist ein Lebensgefühl. Die Marke Pamela Reif steht für Fitness, Wohlbefinden und Selbstbewusstsein. Kunden identifizieren sich mit ihr und ihrem Lebensstil. Sie kaufen nicht nur ein Produkt, sie kaufen das Erlebnis, Teil einer Community zu sein, die nach einem gesunden und positiven Lebensstil strebt. - Service
- Amazon: Durch den gezielten Einsatz von Daten können Unternehmen personalisierte Erlebnisse anbieten, die auf den individuellen Kunden zugeschnitten sind. Amazon ist ein Meister darin: Der Kunde bekommt Empfehlungen, die genau auf seine Vorlieben und bisherigen Käufe abgestimmt sind, was den Kaufprozess emotionalisiert. Amazon schafft aber noch durch einen weiteren Punkt ein positives Erlebnis für den Kundenaufzubauen: durch ihren Kundenservice! Amazon ist für seine extrem unkomplizierte Rückgabepolitik und schnellen Kundenservice bekannt. Kunden können Produkte problemlos und ohne große Nachfragen zurückgeben, und in vielen Fällen erstattet Amazon den Kaufbetrag sofort. Diese nahtlosen Prozesse reduzieren Frustrationen und schaffen Vertrauen in die Marke.
- Arosa Kulm Hotel: Ein in meinen Augen besonderes Beispiel, das mich persönlich zum schmunzeln gebracht hat ist das Arosa Kulm Hotel. Das Kuscheltier im Urlaub vergessen, der Horror jedes Elternteils, und natürlich auch für das Kind selbst. Mit einem Facebook-Post hat das Arosa Kulm Hotel auf Social Media dieses Szenraio humorvoll aufgefasst und natürlich den Teddy nach seinen verlängerten Ferien sicher zu seinem Besitzer nach Hause geschickt, inklusive Teddy-Urlaubsfotos.. Darin enthalten sind diverse Fotos eines Teddybären, der es sich im Wellnesshotel anscheinend gut gehen lässt.
Ich muss also nicht den Preiskampf gewinnen, um gekauft zu werden, sondern kann auch andere Hebel nutzen um meine Konsumenten anzusprechen! Kunden kommen nicht zurück, weil ein Produkt günstiger ist, sondern weil sie sich mit der Marke emotional verbunden fühlen. Sie kehren immer wieder zurück, weil sie das Erlebnis suchen, das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.
Wachstum trotz Ressourcenknappheit: Erfolg durch Innovation
Kleine Unternehmen und Start-ups haben oft nicht die Ressourcen, um gegen die großen Player anzutreten. Doch genau hier kommen aktuelle Änderungen ins Spiel, Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI). Was früher nur Großunternehmen vorbehalten war, ist heute auch für kleinere Akteure zugänglich.
Beispiele für die Nutzung von KI:
- Produktdaten
- Bilder
- Übersetzungen
- Sparring
- Datenanalyse
- Onboarding
- Prozessoptimierungen
Ihr seid NICHT eure Kunden
Eine der größten Fallen, in die viele Unternehmen tappen, ist die Annahme, dass ihre Kunden genauso denken und fühlen wie sie selbst. Doch die Realität ist: Ihr seid nicht eure Kunden. Warum ist das so gefährlich? Weil wir oft unsere eigenen Vorlieben, Bedürfnisse und Ansichten auf die Kunden projizieren. Wir entwickeln Produkte und Strategien, die uns gefallen – nicht unbedingt solche, die bei den Kunden Anklang finden.
- Hört euren Kunden zu! Kundenfeedback, Bewertungsplattformen, Social Media und Umfragen liefern wertvolle Einblicke in das echte Leben eurer Kunden. Das, was sie sagen und tun, ist viel wichtiger als das was ihr glaubt, dass sie denken
- Lasst die Daten sprechen: Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, das Verhalten der Kunden genau zu analysieren.
- Empathie ist der Schlüssel: Versetzt euch in die Lage eurer Kunden, um ihre Perspektive zu verstehen und leitet entsprechende Maßnahmen ab.
- Testen, validieren, anpassen: Nutzt A/B-Tests und Rapid-User-Tests, um herauszufinden, was wirklich funktioniert. Und das Wichtigste: Seid bereit, eure Ansätze zu ändern, wenn die Ergebnisse nicht euren Erwartungen entsprechen.
Ihr seid nicht eure Kunden – und das ist gut so. Denn wenn ihr aufhört, aus eurer eigenen Perspektive zu denken, und beginnt, die Welt durch die Augen eurer Kunden zu sehen, dann könnt ihr wirkliche Begeisterun schaffen. Das ist der Moment, in dem euer Unternehmen wirklich erfolgreich wird: Wenn ihr lernt, nicht für euch selbst, sondern für eure Kunden zu handeln.
Der Wandel ist die einzige Konstante
E-Commerce ist nicht tot, sondern lebendiger denn je. Die Branche wandelt sich rasant, und wer nicht mitzieht, wird zurückgelassen. Doch das ist kein Grund zur Sorge, sondern eine Chance. Wer sich differenziert, Kunden langfristig an sich bindet, Erlebnisse statt Produkte verkauft und bereit ist, neue Wege zu gehen, wird auch in Zukunft erfolgreich sein.
E-Commerce ist nicht tot. Er ist dabei, sich neu zu erfinden – und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind faszinierend. Lass uns also die Welle reiten und den Wandel aktiv gestalten!